Sozialministerin Heike Hofmann hat in ihrer Regierungserklärung am Mittwoch im Landtag die große Bedeutung betont, die Kinder für die Politik der Hessischen Landesregierung haben. Zwei Tage nach den Kabinettsbeschlüssen zur frühkindlichen Bildung erklärte Hofmann, es sei für eine gute Zukunft unerlässlich, vor allem in die Kleinsten zu investieren: „Frühkindliche Bildung ist für uns mehr als nur Betreuung. Die hessischen Eltern sollen sich gewiss sein können, dass ihre Kinder bestens versorgt und gefördert werden. Jedes Kind muss die Chance haben, sich bestmöglich zu entwickeln, um leistungsfähig, solidarisch und demokratiefähig sein zu können“, so die Ministerin.
Die von der Landesregierung gefassten Beschlüsse seien richtungweisend: „Sie bestehen aus dem Dreiklang Bildung, Betreuung und Bauen und umfassen ein ganzes Maßnahmenbündel. Frühkindliche Bildungsangebote sind langfristig wirksam – Kinder profitieren davon ihr gesamtes Leben. Die positiven Effekte zeigen sich gerade bei Kindern aus bildungsbenachteiligten Familien, denen wir besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung widmen. Das ist eine Frage der Chancengerechtigkeit: Bildung, gerade die frühkindliche, darf niemals ein Zweiklassenmodell sein“, sagte Hofmann. Sie betonte, dass man um die Probleme in der Praxis wisse und diese sehr ernst nehme, etwa verkürzte Öffnungszeiten oder kurzfristige Schließungen wegen Personalmangels. Sie verwies darauf, dass die Mindeststandards in Hessen deutlich übertroffen würden und der Fachkraft-Kind-Schlüssel verbessert worden sei – doch gleichzeitig seien die Anforderungen an Kitas, Kita-Personal und die Kindertagespflege gestiegen. „Deshalb sind das Erfolge, auf denen wir uns nicht ausruhen können, sondern die wir ausbauen wollen. Und das packen wir an“, so die Ministerin.
Bildung: Modernes Bildungskonzept, Stärkung der Kinderrechte, Sprachförderung
Zum ersten Punkt des am Montag vorgestellten Dreiklangs, der Bildung, erläuterte Hofmann, dass die geplante Aufbereitung und Fortschreibung des Bildungs- und Erziehungsplans (BEP) die Grundlage künftiger erfolgreicher frühkindlicher Bildung darstelle. Zudem sei vorgesehen, über Fortbildungs- und Beratungsangebote im Rahmen des BEP sowie durch die Einrichtung einer landesweiten Fachstelle für Kinderrechte in der frühkindlichen Bildung die Kinderrechte, die in Hessen Verfassungsrang genießen, bekannter zu machen. Zudem solle mit einer Koordinierungsstelle zur Sprachlichen Bildung und Förderung einem der zentralen Probleme begegnet werden: „Sprache ist der Schlüssel zur Welt. Sprachförderung und -bildung ist eines der entscheidenden Handlungsfelder, wenn wir die Chancengerechtigkeit von Kindern von klein auf verbessern wollen. Neben dem Aufbau von Strukturen zur Vernetzung und zum Austausch sollen die digitalen Angebote aus dem Programm Sprach-Kitas übernommen und für alle Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden“, führte die Ministerin aus. Zudem werde das Programm selbst bis Ende 2026 gesichert.
Betreuung: Neue Kita-Assistenzen, PivA-Fortführung und Ausweitung auf HEP
Zum zweiten Aspekt des Dreiklangs, der Betreuung, kündigte die Sozialministerin an, dass die Landesregierung einen ganz neuen Weg einschlage, um eine zusätzliche Säule für erfolgreiche Erziehungsarbeit zu errichten: „Ab Sommer 2025 führen wir Kita-Assistenzen in Hessen ein, mit denen bis zu 800 Einrichtungen unterstützt werden können. Dafür nutzen wir Mittel aus dem Kita-Qualitätsgesetz des Bundes. Die Assistenzen werden in den Einrichtungen Aufgaben im nicht-pädagogischen Bereich übernehmen, etwa in den Bereichen Organisation, Hygiene oder Verwaltung. Das verschafft Erzieherinnen und Erziehern Zeit für die Arbeit mit unseren Kindern“, erläuterte die Ministerin. Die Kita-Assistenzen seien für Träger und Kommunen kostenfrei. Außerdem müsse, wer das Personal in Kitas entlasten wolle, die Leitungen stärken. Voraussetzung dafür sei die Entwicklung eines Leitungsprofils: „Wir nutzen bereits bestehende Konzepte, um wissenschaftlich eine Landesempfehlung für ein solches Profil zu erarbeiten“, sagte Hofmann. Weiteres Element zur Stärkung der Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher sei das erfolgreiche Landesprogramm „Starke Teams, Starke Kitas“, das nachgeschärft und an die aktuellen Bedarfe angepasst werde.
Zudem gelte es, die Ausbildungsbedingungen attraktiv zu halten, damit weiter neue Personen in das Berufsfeld einmündeten. Dafür werde das bestehende Landesprogramm „Fachkräfteoffensive Erzieherinnen und Erzieher“ fortgesetzt und intensiviert. Außerdem würden auch im kommenden Jahr 1.050 Plätze innerhalb der praxisintegrierten vergüteten Ausbildung (PivA) gefördert, die man zusätzlich auf die Ausbildung zur Heilerziehungspflege (HEP) ausweite. „Damit möchten wir vermehrt Heilerziehungspflegerinnen und Heilerziehungspfleger, deren Beruf gerade auch vor dem Hintergrund von Inklusion große Bedeutung hat, für Kindertageseinrichtungen gewinnen“, sagte Hofmann. Um Personen mit weiteren Qualifikationen den Zugang zur Kindertagesbetreuung zu ermöglichen, werde die Landesregierung auch die Regelungen, die die Voraussetzungen für Fachkräfte in Tageseinrichtungen für Kinder bestimmen, nochmals moderat erweitern. Für die Kindertagespflege betonte Hofmann deren besondere Rolle insbesondere im Bereich der Kinder unter drei Jahren. Sie kündigte an, die Situation hier mit bedarfsorientierten Maßnahmen verbessern, mehr Kindertagespflegepersonen gewinnen und die Kindertagespflege so aufwerten zu wollen.
Bauen: Prüfung eines Daseinsvorsorgefonds für zinsvergünstigte Darlehen
Abschließend ging die Sozialministerin auf den dritten thematischen Punkt des Dreiklangs ein, das Bauen. Dass mit den Investitionsprogrammen des Bundes und des Landes mit einem Bewilligungsvolumen von über 600 Mio. Euro der Ausbau von Betreuungsplätzen bereits stark vorangetrieben worden sei, reiche der Landesregierung nicht aus. „Wir wollen noch mehr machen. Trotz angespannter Haushaltslage prüfen wir in einem ersten Schritt einen Daseinsvorsorgefonds, in dessen Rahmen wir Kommunen zinsgünstige Darlehen für Investitionen ermöglichen. Mit denen können dann u.a. neue Betreuungslätze finanziert werden.“
„Mit diesen kreativen und pragmatischen Ansätzen haben wir ein Paket geschnürt, das Kindern, Eltern, Erzieherinnen und Erziehern, Tagespflegepersonen und den Kommunen zu Gute kommt. Wir als Landesregierung wollen dafür sorgen, dass unseren Kindern der Start ins Leben so gut wie möglich gelingt. Und ich freue mich, wenn wir diesen Weg in Hessen gemeinsam gehen“, schloss Hofmann ihre Rede.